Silent Stories
Gefühle können mit Sprache nur bedingt erfasst werden.
Emotionen und Gefühle sind komplex.
Sie in Worte zu fassen, wird ihrer Tiefe oft nicht gerecht. Wenn man bilingual aufwächst, merkt man schnell, dass es Gefühle gibt, die sich in der einen Sprache besser ausdrücken lassen als in der anderen. Diese Gefühle kann man intensiver empfinden. Manche Empfindungen haben gar keine präzisen Worte, sie sind einfach da, jenseits von Sprache.
Doch Gefühle zeigen sich nicht nur in Worten, sondern auch in Gesten, Blicken, Handlungen und Momenten. Es braucht keine Sprache, um zu sehen und zu fühlen.
Menschen, die mir begegnen, und Dinge, die ich tue, sind kleine und große Augenblicke des Lebens. Worte könnten kaum beschreiben, was ich empfinde, wenn ich diese Momente erlebe und festhalte. Deshalb möchte ich sie in Bildern weitergeben.
Hier findest du Fotografien, die nicht laut erklären wollen, sondern leise spürbar sind. Bilder, die Geschichten erzählen, Gefühle wecken und Gedanken anstoßen, ohne sie zu benennen. Szenen, die mich berührt haben oder Momente, die ich einfach festgehalten habe. Vielleicht berühren diese Momente und Alltagsszenen auch dich.
Silent Stories - Fotos die Geschichten erzählen
Silent Stories – stille Geschichten, die ohne Worte auskommen und doch viel erzählen.
Was sie bedeuten, liegt im Auge der Betrachtenden: Jede*r sieht etwas anderes, erkennt Vertrautes oder entdeckt das Fremde neu. Fotos sind wie Gemälde oder Zeichnungen, immer auch eine Interpretation der Welt (Susan Sontag). Eine Auswahl, ein Ausschnitt, ein Blickwinkel.
Die Bilder auf dieser Seite sind thematisch geordnet. Sie bilden Serien aus verschiedenen Ländern und greifen verschiedene Gefühle und Emotionen auf:
Cities in Dust
Baustellen sind Orte des Werdens. Meist wenig ästhetisch, oft als Störfaktor im Stadtbild empfunden – besonders dann, wenn sie mit ihren Gerüsten historische Bauwerke verhüllen, für deren Anblick Menschen von weit hergereist sind.
Und doch haben gerade diese temporären Hüllen eine eigene Sprache.
Sie erzählen von Veränderung, von Arbeit, von dem, was kommen soll oder bewahrt werden muss.
Ihre Erscheinung – das Gerüst, das Material, die Absperrungen – unterscheidet sich von Land zu Land. Ebenso der Rhythmus der Arbeitenden, die Geräusche, das Tempo.
Auch wenn Baustellen den Blick verstellen, Wege versperren, Staub aufwirbeln und Lärm erzeugen – sie laden ein, innezuhalten. Zu beobachten, wie Neues entsteht oder Altes behutsam erneuert wird.
Für mich sind sie auf Reisen ein Stück Alltag mitten im Ausnahmezustand des Tourismus.
Inmitten des Trubels haben sie ihr eigenes Tempo. Und oft erzählen sie mehr über eine Stadt als ihre Postkartenmotive: wie sie sich repariert, wie sie sich neu erfindet, wie sie sich gegen das Vergessen stemmt.
Luminous Structures
Wenn im Sommer die Sonne untergeht, verwandelt sich die Stadt in ein Spiel aus Licht und Schatten.
Das warme, flache Sonnenlicht der Abendstunden trifft auf Fassaden, Kanten und Oberflächen und bringt architektonische Details zum Vorschein und erwärmt mein Herz.
Schatten verlängern sich, Lichtkanten zeichnen Linien, Fenster reflektieren das goldene Leuchten.
Was tagsüber statisch wirkt, beginnt plötzlich zu leben.
Licht und Schatten gehören für mich zu den wichtigsten Gestaltungsmitteln in der Fotografie. Sie verleihen Bildern Spannung, Tiefe und Atmosphäre. Das Lichtspiel verwandelt das Alltägliche in etwas magisches. Licht und Schatten sorgen buchstäblich dafür, dass Städte erstrahlen.
Natur und Architektur wirken für einen Augenblick zusammen: Wolken spiegeln sich in Glasfassaden, Sonnenstrahlen bringen einzelne Gebäudeteile zum Leuchten. So intensiv, dass sie wirken, als hätten sie ihr eigenes Licht.
Wenn die Sonne Architektur oder Teile von der Architektur hell erleuchtet, gehört das für mich zu den schönsten Szenarien des Sonnenuntergangs. Diese Szenarien mögen so einfach sein, doch in mir bewirken sie etwas sehr Großes. Dieses stille Zusammenspiel von Licht und Schatten erzeugt eine eigene Dramatik, die mich immer wieder innehalten lässt. Diese Momente zu sehen, sie festzuhalten oder einfach nur zu beobachten, löst in mir ein unbeschreibliches Gefühl von Glück und Zufriedenheit aus. Es bedeutet mir viel, diese Momente festzuhalten und zugleich damit auch das Gefühl, was es in mir auslöst.
Wie ein Vogel auf das pulsierende Herz der Stadt schauen - weit, schimmernd, grenzenlos. Wo kann man das besser als in New York?
Ich habe viele Städte bereist und gesehen, keine Stadt löst in mir solch eine Sehnsucht aus, wie es New York tut.
Dabei habe ich diese Stadt als unruhig, laut und pulsierend erlebt. Umgeben von all den Hochhäusern fühlte ich mich klein, fast unscheinbar – wie ein Käfer zwischen Glas und Beton. New York war die erste Stadt, in der ich mich ganz allein zurechtfinden musste. Smartphones gab es zwar schon, doch sie waren noch nicht die ständigen Begleiter, die sie heute sind. Mobiles Internet war langsam und teuer, WLAN keine Selbstverständlichkeit. Airbnbs existierten, aber waren noch eine Randerscheinung.
Ich erinnere mich an die Aufregung, die Mischung aus Neugier und Adrenalin, die mich bei jedem Schritt begleitete. Diese Reise wurde der Beginn von etwas Neuem: dem Wunsch, Städte aus ungewohnten Perspektiven zu sehen, sie einzufangen – und damit festzuhalten, wie sie sich in genau diesem Moment anfühlen.
Unspoken Bonds
Unspoken Bonds – Unausgesprochene Bindungen
Diese Serie zeigt Fotografien, die die besondere Beziehung zwischen Menschen und Tieren einfangen – ob Katzen, Hunde, Papageien oder sogar Schlangen.
Auf meinen Reisen bin ich solchen Momenten oft zufällig begegnet. Begegnungen, die ohne Worte auskamen und doch so viel erzählten. In einem Blick, einer Geste, einer Berührung wurde diese stille, tiefe Verbindung spürbar. Deutlich spürbar wurde in diesen Situationen vor allem eins, die Liebe und der gegenseitige Respekt. Auch nach Jahren wird mir beim Betrachten dieser besonderen Momente, warm ums Herz.
Diese Augenblicke, diese gegenseitigen Begegnungen sind alltägliche Szenen, die Vertrauen und Nähe ganz selbstverständlich scheinen lassen.
Die Augen dieses Hundes tragen Geschichten – leise, warm, voller Vertrauen
Sein Blick sucht keinen Übersetzer, er findet den Weg direkt ins Herz. Zwischen uns fließt ein stilles Gespräch, gewebt aus Nähe, Neugier und einem Hauch von Zuneigung. Manchmal reicht ein einziger Moment, um zu spüren: Hier ist eine Verbindung, die keine Worte braucht.
Strangers in Frame
Begegnungen sind wie Funken, winzige Berührungen im Strom des Lebens, die ein unerwartetes Licht erzeugen.
Manchmal sind sie leise und unscheinbar, manchmal intensiv und prägend. Sie erzählen Geschichten ohne Sprache, zeichnen Spuren in unser Gedächtnis, oft ohne dass wir es im Moment selbst bemerken. Mit “Strangers in Frame”, möchte ich das unsichtbare Leuchten dieser Verbindungen und Begegnungen einfangen.
“Kalp Kalbe karsidir”
Im Türkischen gibt es ein Sprichwort, das ein besonderes Gefühl beschreibt – jenes, wenn zwei Menschen auf einer tiefen Ebene miteinander verbunden sind, die gleichen Gedanken teilen und füreinander empfinden. Im Alltag zeigt sich dieses Gefühl oft in Momenten, in denen beide zur gleichen Zeit aneinander denken und einer von ihnen sich genau in diesem Augenblick meldet.
„Kalp kalbe karsidir“, heißt es dann – was man sinngemäß mit „Ein Herz antwortet dem anderen“ oder einfach „Herz zu Herz“ übersetzen könnte.
Dieses Sprichwort steht für eine stille, tief empfundene Verbundenheit zwischen zwei Menschen – eine Verbindung, die sich jenseits von Worten, vielleicht sogar jenseits des Erklärbaren vollzieht.
Elegance in Stillness
Manchmal begegnen uns Menschen, deren bloße Erscheinung etwas in uns berührt. Etwas an ihnen ist still und zugleich von einer besonderen Tiefe. Obwohl sie uns fremd sind, wirken sie vertraut. Als hielten sie einen Teil unserer Geschichte in sich – unausgesprochen, aber spürbar.
Menschen zu begegnen, eine Verbindung zu spüren und diesen Moment für immer festzuhalten – das macht meine Reisen besonders. Denn was wäre eine Stadt ohne ihre Menschen?
Würden wir wirklich reisen wollen, in neue Länder, in fremde Städte, wenn wir den Menschen dort nicht begegnen könnten?
Auch wenn es oft nur wenige Minuten sind, tragen diese Begegnungen etwas in sich, das bleibt, leise, aber spürbar.
Jetzt, beim Betrachten dieses Bildes, halte ich inne. Nicht wegen des Ortes, nicht wegen der Farben, sondern wegen seines Blicks. Etwas darin berührt mich: eine stille Ruhe, eine Menschlichkeit, die nicht laut sein muss, um da zu sein. Ich spüre, wie der Moment zurückkommt, nicht als Erinnerung, sondern als Gefühl. Ein kurzer Augenblick, der sich ausdehnt, der mich anhält, und mir zeigt, dass Begegnung manchmal erst beginnt, wenn alles schon vorbei ist.
Painted Statements
Städte sprechen durch ihre Menschen, durch ihre Botschaften, mit der sie im öffentlichen Raum Stellung beziehen, sie mahnen, verweisen, rufen zur Verantwortung auf und erinnern.
Menschen kommunizieren durch die Städte ihre Gefühle, ihre Vorlieben, sie sprechen, ohne zu sprechen, indem Sie das was sie beschäftigt, was sie Fühlen künstlerisch und symbolisch zum Ausdruck bringen.
Die Botschaften und Gefühle erscheinen auf Mauern, in Zwischenräumen, auf Oberflächen, die nicht dafür gedacht waren. Sie sind keine Störung, sondern ein Flimmern – eine zarte Unordnung im Rhythmus der Stadt.
Sie entziehen dem Geplanten den Zweck und verwandeln Beton in Bedeutung, Alltägliches in Haltung.
Sie sprechen von Ungleichgewicht, von Sehnsucht, von Widerstand. Und oft kommen sie ohne Worte aus – in Farbe, in Form, im Fragment.
Sie sind Echo und Aufbruch zugleich. Ein poetisches Rauschen im System der Ordnung.
Sie sind Emotionen, die sich in Farbe auf Beton schreiben. Ein Versuch, dem Grau etwas entgegenzusetzen. Nicht mit Worten, sondern mit Gefühl.